"Wenn man genügend spielt, solange man klein ist, dann trägt man Schätze mit sich herum, aus denen man später sein ganzes Leben lang schöpfen kann. Dann weiß man, was es heißt, in sich eine warme, geheime Welt zu haben, die einem Kraft gibt, wenn das Leben schwer wird. Was auch geschieht, was man auch erlebt, man hat diese Welt in seinem Inneren, an die man sich halten kann." (Astrid Lindgren)
„Spiel“raum Natur
Kinder brauchen für ihre gesunde Entwicklung Freiräume für gemeinsames Spielen, denn das Spielen ist die natürliche Seinsweise des Kindes und bringt es in seiner Entwicklung voran. Sie müssen Herumstromern können, brauchen Raum zum Kreativsein, für vielfältige Sinneserfahrungen, um ihre Neugier auszuleben und um Selbstwirk-samkeit zu erfahren. Hierfür bietet die Natur nahezu unbegrenzte Möglichkeiten.
Nicht alle Kinder haben diese „Welt im Inneren, an die man sich halten kann“, von der Astrid Lindgren oben schreibt. Und leider sind selbstbestimmte „Spiel“- und Entwicklungsräume heute aus dem Alltag der Kinder so gut wie verschwunden. Viel zu früh geht es um ein „Erziehen zu“ auf Kosten der „Entwicklung von“. Dabei steckt in jedem Kind ein „Same“, der sich entwickeln und entfalten will, so wie auch die Eichel das Prinzip ihres Heranwachsens zur Eiche in sich trägt.
Im Rahmen der Naturtherapie (Exist) wird Kindern gezielt der lebendige Spielraum Natur wieder zur Verfügung gestellt. Neben den günstigen Wirkungen von Bewegung, frischer Luft und Licht für Gesundheit und Immunabwehr bieten Zeiten draußen im Freien eine Fülle unterschiedlicher Erfahrungsmöglichkeiten. Das Kind hat hier Raum für seinen Bewegungsdrang, für seine Phantasien, seine Entdeckerlust und Gestaltungsimpulse, für sein Ruhebedürfnis und für das Spielen – eben für das, was jetzt gerade dran ist. Es kann hier die Natur mit allen Sinnen erleben, Verbundenheit mit dem Lebendigen spüren und sich als Teil eines Ganzen erleben. Sein Selbstempfinden wird gefördert und es kann Selbstwirksamkeit erfahren. Das schafft einen guten Boden für die weitere Entwicklung.
Angeregt durch die Vielfalt der Materialien, Orte und Stimmungen kann das Kind hier seinen eigenen Impulsen und seiner Neugier folgen. Und durch das, was in der Natur gerade lockt und neugierig macht, wird wie durch ein Fenster sichtbar, wofür das kindliche Selbst gerade offen ist, was es interessiert oder auch was es braucht. Das hießt, die äußere Natur regt die innere Natur, das Selbst des Kindes dazu an, sich zu zeigen - weil das Kind selbst Natur ist.
Ein Spiegel sein
Als Naturtherapeutin gehe ich mit den Kindern nicht mit dem Ziel einer Verhaltensänderung oder mit einem anderen konkreten Vorhaben in die Natur, sondern gebe ihnen Raum im Sinne eines „Spielraumes“ - vielleicht angeregt durch kleine Impulse wie zum Beispiel etwas zu sammeln oder zu beobachten. Ich begleite die Kinder bei ihren Entdeckungen und Aktivitäten, insbesondere aber in ihrem seelischen Erleben und biete damit eine unterstützende Beziehung, in der sie sich sicher und geborgen fühlen können. Sie in ihrem Erleben zu begleiten heißt, offen sein und ihren Interessen folgen, Anteil nehmen, mich beeindrucken lassen. Dabei bin ich empathisch und schwinge mit, wie das Kind erlebt. Indem ich mich auf diese Weise wie ein Spiegel zur Verfügung stelle und damit den Rahmen eines Resonanzraumes für das kindliche Selbst biete, entsteht das Gefühl, mit all seinen Anteilen angenommen zu sein. Und das ist zutiefst beruhigend, verbindend und heilsam!
Oft sind es nur kleine aber bedeutende Momente, in denen die beschriebene wohltuende und heilsame Interaktion zwischen dem Naturtherapeuten und dem Kind stattfindet: in denen „das geöffnete Fenster zum Selbst“ erkannt wird und dieser sich zeigende Aspekt bestätigt, vertieft und eventuell fortgeführt wird. Genau hier findet Stärkung und Heilung auf einer primären Ebene statt!
Natur tut gut
Selbstbestimmte Zeiten in der Natur tun jedem Kind gut! Meine naturtherapeutischen Angebote wenden sich vor allem an Kinder mit belastenden Erfahrungen, Verhaltensauffälligkeiten oder Entwicklungsstörungen. Sie sind keine Therapie im engeren und heilkundlichen Sinne, sondern stärken als präventive Maßnahme das Selbst der Kinder, aktivieren Ressourcen und fördern Entwicklungsprozesse.
Diese Art naturtherapeutischer Begleitung von Kindern ist auch bestens geeignet, den klassischen Therapieprozess der Kinderpsychotherapie und -psychiatrie zu ergänzen und zu unterstützen gestärkt werden sollen.
Die meisten meiner Angebote mit therapeutischem Hintergrund für Kinder finden im Rahmen von geschlossenen Gruppen einzelner Auftraggeber statt - so zum Beispiel des Frauen- und Kinderschutzhauses Radolfzell, des Vereins Skipsy (Singener Kinder, deren Eltern psychisch erkrankt sind), der Fachstelle Sucht Singen und des Vereins PFAD für Kinder Konstanz e.V.
Beispiele meiner Arbeit mit öffentlichen Kindergruppen finden Sie auf der Seite „Aktuelle naturpädagogische Veranstaltungen“ und „Aktuelle naturtherapeutische Veranstaltungen". Diese sowie auch andere Themen nach Ihren Wünschen können Sie auch für Ihre Gruppen buchen.
Der von mir mit verfasste und im „Forum für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie 1/2018, Seite 38) erschienene Beitrag „Naturtherapie (Exist) - Natur als Entwicklungs- und Therapieraum für Kinder“ beschäftigt sich ausführlich mit diesem Thema.
Angela Klein
Naturpädagogin, Naturtherapeutin, Heilpraktikerin für Psychotherapie (HeilprG), Diplom-Biologin
Poppelestraße 16
78315 Radolfzell
Telefon 07732.911887